Pressemitteilung vom 19. Juli 2007

Mütter investieren mehr in den Nachwuchs, wenn der Partner attraktiv ist

Paris/Leipzig. Auch Tiere können sich entsprechend den Grundregeln der Ökonomie verhalten und in den erwarteten Erfolg investieren. Ein Team französischer Verhaltensbiologen demonstrierte, dass Weibchen des Blauen Pfaus, die sich mit attraktiven Männchen gepaart hatten, mehr Ressourcen in ihre Eier investierten als Weibchen, die sich mit unattraktiven Männchen paarten. Bei attraktiven Partnern legten sie größere Eier und erhöhten den Testosterongehalt im Eigelb, was einen direkten Einfluss auf die Entwicklung des Nachwuchses hat.

Kopf des Blauen Pfaus

Weibchen des Blauen Pfaus investieren um so mehr in ihren Nachwuchs, desto attraktiver die Männchen sind.
Foto: Dr. Dirk Schmeller/UFZ

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Pfauenfedern mit ihren typischen Augen sind ein Attraktivitätsmerkmal für Weibchen

Pfauenfedern mit ihren typischen Augen sind ein Attraktivitätsmerkmal für Weibchen.
Foto: Dr. Dirk Schmeller/UFZ

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Adeline Loyau, Michel Saint Jalme, Robert Mauget und Gabriele Sorci vom Nationalmuseum für Naturgeschichte und vom Labor für Evolutionsparasitologie in Paris untersuchten das mütterliche Investment bei Pfauen (Pavo cristatus). Die Idee für das Experiment folgte von einer Studie Marion Petries, die 1994 gezeigt hatte, dass der Nachwuchs von Pfauenhennen mit farbenreicheren Pfauenmännchen schneller wuchs und bessere Überlebenschancen hatte. Zu dieser Zeit wurden solche Ergebnisse durch das Weitergeben „guter Gene“ vom Vater an die Kinder interpretiert. „Inzwischen wissen wir aber, dass die Energie, die die Mutter für die Eiproduktion und besonders für die Verteilung von Ressourcen wie Proteinen, Fetten, Abwehrstoffen oder Testosteron aufwendet, entscheidend das Wachstum des Nachwuchses und dessen Überlebenschancen beeinflusst“, sagt Adeline Loyau vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, die diese Studie während ihrer Promotion in Frankreich durchführte.

Adeline Loyau und ihre Kollegen paarten Pfauenweibchen mit Männchen, deren prächtiges Federrad unterschiedliche viele Pfauenaugen besaß. Von diesem Merkmal ist bekannt, dass es ein Attraktivitätsmerkmal für die Weibchen darstellt. Anschließend sammelten sie die Eier ein, bestimmten deren Volumen und bebrüteten sie in einem Brutautomat. Sie werteten den Testosterongehalt von jeweils zwei befruchteten Eiern pro Männchen und von allen unbefruchteten Eiern aus. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Weibchen, die sich mit farbenprächtigeren Männchen gepaart hatten, mehr Energie für die Reproduktion aufwendeten. Diese legten größere Eier mit mehr Testosteron. Diese Weibchen erhöhten dadurch die Entwicklungschancen ihres Nachwuchses, da grössere und testosteron-reichere Eier den Bruterfolg, das Kükenwachstum, die Mobilität, die Überlebensrate, aber auch den späteren sozialen Rang und die Attraktivität positiv beeinflussen.

Wenn die Verteilung der Ressourcen auf die Eier von so großer Bedeutung für den Nachwuchs ist, dann verwundert es vielleicht, dass die Mütter nicht das Maximum in jedes ihrer Eier investieren. „Die gesamte Energie, die ein Weibchen in ihrem Leben geben kann, ist begrenzt“, erklärt Adeline Loyau. „Deshalb muss sie sparsam sein bis sie einen großen Nutzen von ihrem Aufwand erwarten kann. In einem vorausgegangenen Experiment zeigten wir, dass attraktive Männchen auch über eine bessere Gesundheit und ein besseres Immunsystem verfügen. Deshalb versprechen sich die Weibchen von solchen Männchen attraktiven Nachwuchs mit hohen Überlebenschancen. Unsere Resultate zeigen, dass diese Pfauenweibchen durch Kücken mit guten väterlichen Genen und hohem mütterlichen Aufwand alles auf eine Karte setzen” schlussfolgert Adeline Loyau.

Publikation:

Adeline Loyau, Michel Saint Jalme, Robert Mauget and Gabriele Sorci: „Male sexual attractiveness affects the investment of maternal resources into the eggs in peafowl (Pavo cristatus)”
Behavioral Ecology and Sociobiology, Volume 61, Number 7 / 2007, 1043-1052
DOI 10.1007/s00265-006-0337-3
www.springerlink.com/content/u076231t7642

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