Pressemitteilung vom 7. September 2007

Erstmals Prognose der ökologischen Risiken von Pflanzenschutzmitteln in Europa

Konferenz über ökotoxikologische Risiken des globalen Wandel

Leipzig. Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, können ein ökologisches Risiko für die Fauna kleiner Fließgewässer darstellen. Das Risiko, das durch die Abwaschung von Pflanzenschutzmitteln bei Niederschlagsereignissen entstehen kann, ist in Agrarlandschaften in Südeuropa wesentlich größer als in Mittel- oder Nordeuropa. Besonders gefährdet seien Regionen in Spanien, Italien und Südfrankreich – aber auch Gewässern in England, Belgien sowie in Teilen Mitteldeutschlands im Norden Thüringens, im südlichen Sachsen-Anhalt und im Mittelsächsischen Bergland drohten Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft.

Fischembryos

Wissenschaftler testen die Wirkung von Chemikalien - zum Beispiel Pestziden - unter anderem an Fischembryos.
Foto: André Künzelmann/UFZ

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Pestizideinsatz in der Landwirtschaft

Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, können ein ökologisches Risiko für die Fauna kleiner Fließgewässer darstellen.
Foto: André Künzelmann/UFZ

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Das schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachblattes Science of the Total Environment. Die Leipziger Forscher haben für die 15 „alten“ EU-Staaten den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und das resultierende ökologische Risiko für die Fauna kleiner Fließgewässer modelliert. Anschließend wurden die Prognosen erfolgreich anhand von Felduntersuchungen in Finnland, Frankreich und Deutschland überprüft. „Uns ging es darum, zeit- und kostengünstig mögliche Risikoregionen zu identifizieren, bei denen es sinnvoll wäre, detaillierte Modellierungen oder auch Messprogramme durchzuführen“, so Carola Schriever vom UFZ. „Ein solches Modell kann z. B. sehr hilfreich sein, um größere Monitoring-Kampagnen zu planen, wie sie im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie erforderlich sind.

Welche Auswirkungen haben Änderungen in der Landnutzung, die Verschiebung von Klima- und Vegetationszonen oder Wetterextremereignisse auf die Verteilung und Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien in der Umwelt? Welche Risiken können daraus für Ökosysteme entstehen? Über Konsequenzen des Globalen Wandels für das Umweltrisiko verschiedener Substanzen werden über 270 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Leipzig diskutieren. Dort findet vom 12. bis 14. September 2007 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) die Jahrestagung des deutschsprachigen Zweigs der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) statt. Das Ziel der SETAC ist die Förderung von Forschung und Ausbildung in den Bereichen Ökotoxikologie und Umweltchemie zur Lösung chemikalienbezogener Umweltprobleme.

Eine zunehmend wichtige Frage ist die Auswirkung des globalen Wandels auf die Stoffbewertung. Die Aufgabe von Ökotoxikologen, Umweltchemikern und verwandten Disziplinen ist es, solche Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu mindern. Die Jahrestagung des SETAC-GLB, der 2007 auch sein 10jähriges Bestehen feiert, steht unter dem Motto "Stoffbewertung in einer sich wandelnden Umwelt". Das wissenschaftliche Programm wird sich der Bewertung des Umweltrisikos von beispielsweise Chemikaliengemischen oder Nanopartikeln sowie möglichen Regulierungsmaßnahmen widmen. Das Besondere der Tagung ist, dass Vertreter aus Wissenschaft, Behörden und der Industrie gemeinsam an einem Tisch sitzen, um Lösungen zu erarbeiten und Auswirkungen für die Praxis zu diskutieren. Ein wichtiges Ziel des SETAC-GLB ist die Förderung von qualifiziertem Nachwuchs. Deshalb werden auch in Leipzig wieder Auszeichnungen für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern verliehen und es besteht die Möglichkeit, die Forschungseinrichtungen des UFZ näher kennen zu lernen.
Tilo Arnhold

Tagung

„Stoffbewertung in einer sich wandelnden Umwelt“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Tagung: Stoffbewertung in einer sich wandelnden Umwelt
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Publikation:

Schriever, C.A., Liess, M. (2007):
Mapping ecological risk of agricultural pesticide runoff.
Science of the Total Environment. Volume 384 (2007): 264-279.
Mapping ecological risk of agricultural pesticide runoff
Schäfer, R.B., Caquet, T., Siimes, K., Mueller, R., Lagadic, L. & M. Liess: Effects of pesticides on community structure and ecosystem functions in agricultural streams of three biogeographical regions in Europe. Science of the Total Environment. 382, 2-3, 272-285.

Weitere fachliche Informationen:

Dr. Matthias Liess
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)/ Leiter Department System-Ökotoxikologie
Telefon: 0341/235-2329
Dr. Maththias Lies, UFZ

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Pressestelle
Tilo Arnhold / Doris Böhme
Telefon: +49 (0)341 235 2278
presse@ufz.de

weitere Links:

deutschsprachiger Zweig der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC GLB):
www.setac-glb.org

Beitrag “Wasserflöhe kontra Mückenlarven” im aktuellen UFZ-Newsletter (S.5):
Wasserflöhe kontra Mückenlarven

EU-Forschungsprojekt HAIR:
EU-Forschungsprojekt HAIR
www.rivm.nl/rvs/overige/risbeoor/Modellen/HAIR.jsp