Pressemitteilung vom 23. März 2011

Reiskultur(en) im Visier

Neues Forschungsprojekt untersucht, wie sich traditionelle Kulturlandschaften in Südostasien verändern und deren Wissen für eine nachhaltige Landnutzung eingesetzt werden kann.

Halle/Saale. Wissenschaftler wollen in den nächsten Jahren herausfinden, welche Bedeutung künstlich bewässerte Reisterrassen für den Erhalt der Artenvielfalt haben, wie sich diese traditionellen Kulturlandschaften in Südostasien erhalten und wie sich die Erfahrungsschätze für eine nachhaltige Landwirtschaft nutzen lassen. Rund 80 Forscher werden dazu per Fallstudien die Landnutzung auf den Philippinen, in Vietnam und Malaysia untersuchen. Im Fokus stehen dabei Ökosystem-Dienstleistungen wie Nahrungsmittelproduktion, Bestäubung, biologische Schädlingsbekämpfung, aber auch Kultur und Ästhetik. Das neue Forschungsprojekt LEGATO wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle/S. koordiniert und im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement" über fünf Jahre mit insgesamt 7,5 Millionen Euro gefördert.

Reisterrassen in Banaue, Nord-Luzon, Philippinen.

Reisterrassen in Banaue, Nord-Luzon, Philippinen. Ein Hauptuntersuchungsgebiet des vom BMBF im Rahmen des Programmes zum nachhaltigen Landmanagement geförderten Projektes LEGATO, das vom UFZ koordiniert wird.
Foto: PD Dr.Josef Settele/UFZ

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Reisterrassen bei Banaue auf den Philippinen.

Reisterrassen bei Banaue auf den Philippinen. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem sorgt dafür, dass auf den Terrassen bis heute Reis und Gemüse von den Einheimischen angebaut wird. Die Terrassen im Norden der Insel Luzón erstrecken sich bis in eine Höhe von 1500 Meter und gehören mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die markante Silhouette ziert auch den 20-Piso-Schein der Philippinen.
Foto: PD Dr.Josef Settele/UFZ

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Nutzungsbedingungen Bildmaterial

Das Ziel dieser Fördermaßnahme, die zum Rahmenprogramm "Forschung für nachhaltige Entwicklungen - FONA" gehört, ist es, sowohl die nötigen Wissens- und Entscheidungsgrundlagen für ein nachhaltiges Landmanagement zu schaffen als auch die entsprechenden Handlungsstrategien, Technologien und Systemlösungen bereitzustellen. Rund 100 Millionen Euro stellt das Bundesforschungsministerium dazu für verschiedene Projekte zur Verfügung.

In Südostasien wollen die Forscher zum Beispiel die Bewertung von Ökosystemdienstleistungen weiterentwickeln. Neben ökologischen und ökonomischen Aspekten haben die Arbeiten aber auch eine wichtige kulturelle Komponente, da das Leben der Menschen stark durch vom Reisanbau geprägt ist. Reis verbindet Millionen Menschen in Südostasien - auch wenn die drei Untersuchungsländer sehr unterschiedlich sind: Die Philippinen sind christlich geprägt, Malaysia muslimisch und Vietnam immer noch deutlich sozialistisch.

"Zur langfristigen Datengewinnung werden wir die breite Bevölkerung einbinden. Libellen beispielsweise sind gute Indikatoren für den Zustand der Ökosysteme. Wir wollen eine Lösung anbieten, mit der die Bevölkerung die Arten einfach per Handy bestimmen kann und so die wissenschaftliche Arbeit unterstützt. Unser Ziel ist eine dauerhaft nachhaltige Landnutzung vor dem Hintergrund des Klima- und Landnutzungswandels", erklärt der Koordinator PD Dr. Josef Settele vom UFZ. Settele hatte bis 2009 das EU-Projekt ALARM koordiniert, aus dem in einem Zeitraum von 5 Jahren über 1000 wissenschaftliche Publikationen entstanden sind - davon über 15 in NATURE und SCIENCE.

Weitere Informationen

PD Dr. Josef Settele
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Telefon: 0345-558-5320
PD Dr. Josef Settele

oder

Tilo Arnhold
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
presse@ufz.de
0341-235-1635

Publikation

Landnutzung muss nachhaltig gemanagt werden (UFZ-News, 2/2011)
www.ufz.de/index.php?de=21155

BMBF-Förderschwerpunkt "Nachhaltiges Landmanagement":
nachhaltiges-landmanagement.de

Die Anpassung an den Klimawandel, Konflikte zwischen Ernährung und Energieversorgung, demographische Veränderungen sowie die intensive Inanspruchnahme von Flächen durch Siedlung, Verkehr und Wirtschaft erfordern innovative Lösungen für die Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen. Untersuchungen zur Landnutzung sind daher ein Schwerpunkt der Forschung am UFZ, das inzwischen neben einem Forschungsprojekt zu Reislandschaften in Südostasien auch die Koordination und Synthese des Moduls A im BMBF-Förderprogramm "Nachhaltiges Landmanagement" (nachhaltiges-landmanagement.de ) übernommen hat.

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg ungefähr 1.000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).