Pressemitteilung vom 10. März 2004

UFZ-Chef Peter Fritz geht an seinem 67. Geburtstag

Verabschiedungsfeier gleichzeitig Einweihung des Leipziger KUBUS

ehem. UFZ-Chef Peter Fritz

Am Donnerstag, dem 18. März, verabschiedet das UFZ seinen wissenschaftlichen Geschäftsführer und Gründungsdirektor, Professor Peter Fritz. Die Veranstaltung findet um 14:00 Uhr im Leipziger KUBUS (Permoserstraße 15, 04318 Leipzig) statt, der damit gleichzeitig offiziell seiner Bestimmung übergeben wird. Es haben sich viele prominente Gäste aus der Politik angekündigt, so der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Wolf-Dieter Dudenhausen, der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Jan-Hendrik Olbertz, der Staatssekretär im Sächsischen Wissenschaftsministerium, Dr. Frank Schmidt, sowie der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee. Daneben werden zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung wie der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Walter Kröll, sowie viele Kollegen, Weggefährten und Freunde von Peter Fritz aus dem In- und Ausland nach Leipzig kommen.

Von der Lust unterwegs zu sein ...

Die Überschrift der Festveranstaltung ist charakteristisch für das Leben von Peter Fritz. Italienisch, französisch, englisch – Sprachen, die Peter Fritz beherrscht und die ein Wegweiser durch sein Berufsleben sind ... Geboren 1937, studiert er nach einer Gärtnerlehre und nachgeholtem Abitur Geologie an der TH Stuttgart. Ein Forschungsaufenthalt an der Universität Pisa bringt ihn in Kontakt mit den Themen "Isotopenhydrologie" und "Isotopengeochemie", in denen Pisa zu dieser Zeit weltweit führend ist.

Pisa prägt ihn auch in anderer Hinsicht. Die Forschung dort ist gekennzeichnet durch interdisziplinäres Denken und durch Internationalität. Zwei Dinge, die er an all seinen späteren Wirkungsstätten umzusetzen versucht. Es folgen die Promotion 1965 und ein zweijähriger Forschungsaufenthalt an der Sorbonne in Paris ehe er für 20 Jahre Europa den Rücken kehrt und nach Kanada geht (Edmonton und Waterloo). An der Universität von Waterloo leitet er viele Jahre das Institut für Geowissenschaften bis er 1987 neue Herausforderungen sucht und sich entscheidet, nach Deutschland zurückzukehren. In München wird er Direktor des Institutes für Hydrologie an der GSF (Gesellschaft für Umwelt und Gesundheit).
Dort fällt er als Persönlichkeit auf, die wenig angepasst auch eigene Wege gehen kann, und man holt ihn als den "Mann für’s Unorthodoxe" kurz nach der Wiedervereinigung nach Leipzig, um das Umweltforschungszentrum aufzubauen.

Es wäre nicht Peter Fritz gewesen, wenn er neben dem Aufbau des neuen Forschungszentrums nicht seine ganze Kraft darangesetzt hätte, das UFZ nicht nur national, sondern vor allem auch international zu etablieren und konkurrenzfähig zu machen. Eine Reihe von stabilen Netzwerken und Forschungskooperationen in allen Teile der Welt gehen auf seine Initiative zurück. Dabei empfand er nie nur die reine wissenschaftliche Zusammenarbeit wichtig, sondern sah die Forschung immer auch als Wegbereiter für die Industrie oder auch den Frieden, wie beispielsweise im Nahen Osten.

Im Jahr 2001, also 10 Jahre nach der Gründung des UFZ, hätte Peter Fritz in den Ruhestand gehen können. Man bat ihn zu bleiben, um das UFZ durch die bislang gravierendste Umstrukturierung der Helmholtz-Gemeinschaft, deren Mitglied es ist, zu begleiten. Der Unterstützung seiner Mitarbeiter gewiss, führte er auch dieses Unterfangen erfolgreich zu seinem Abschluss. Im Juni 2003 bescheinigte eine internationale Gutachterkommission dem UFZ und seinem explizit interdisziplinär angelegten Forschungsprogramm "Nachhaltige Nutzung von Landschaften" ein überdurchschnittliches wissenschaftliches Niveau. Die Umsetzung dieses Programms obliegt dem neuen wissenschaftlichen Geschäftsführer des UFZ, Professor Georg Teutsch (Mitteilung Januar 2004).

Natürlich ist Peter Fritz mit Leib und Seele Wissenschaftler, zum Vollblut-Wissenschaftsmanager hat er sich in den letzten 12 Jahren, in denen er Verantwortung für ein Forschungszentrum mit mehr als 700 Mitarbeitern trug, entwickelt. Bei all seinen Erfolgen und Aktivitäten ist er ein Mensch geblieben – kein Einheitsmanager, sondern eine starke Persönlichkeit mit eigenem Profil und der Fähigkeit, sich selbst infrage zu stellen.

Insbesondere in den letzten Jahren lag Peter Fritz die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses am Herzen. Nicht zuletzt war das ein Grund dafür, mit der Festveranstaltung eine populärwissenschaftliche Vortragsreihe von UFZ-Nachwuchswissenschaftlern – Die Jungen machen mobil – zu verbinden (18. März, 10:00 Uhr).
"Die Jungen machen mobil"

Am Tag zuvor (17. März) findet im UFZ zu Ehren von Peter Fritz außerdem ein wissenschaftliches Kolloquium – Lessons learned, 12 Jahre Forschen für die Umwelt am UFZ – statt (17. März, 10:00)
"Lessons learned - 12 Jahre Forschen für die Umwelt"

Der Leipziger KUBUS (www.leipziger-kubus.de)

Leipziger KUBUS - Außenansicht

Leipziger KUBUS - Außenansicht

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Leipziger KUBUS - Saal 1

Leipziger KUBUS - Saal 1

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Mit der Verabschiedung von Peter Fritz öffnet gleichzeitig der Leipziger KUBUS seine Tore für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft auf den unterschiedlichsten Ebenen.

Kern des neuen Gebäudes, das durch Bund und Länder finanziert wurde (11,7 Millionen EURO), ist ein moderner Hörsaal, der Veranstaltungen mit bis zu 450 Teilnehmern möglich macht. Für ein international agierendes Forschungszentrum wie das UFZ war es höchste Zeit, seine Möglichkeiten im Hinblick auf die Organisation größerer Tagungen und Workshops sowohl qualitativ als auch quantitativ zu verbessern.

Aber auch im Hinblick auf den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit bietet der KUBUS neue Möglichkeiten. Das großzügige Foyer gibt solchen Veranstaltungen wie der am UFZ schon zur Tradition gewordenen Reihe "Wissenschaft und Kunst – Versuche der Begegnung" einen großzügigeren Rahmen und erlaubt neue Experimente. Als solches kann man auch die Installationen des Leipziger Grafik-Designers Peter Barczewski betrachten, der versucht hat, den Hauptgegenstand der UFZ Forschung – die Landschaft – in die bauliche Gestaltung des Foyers einfließen zu lassen. Der Besucher kommt mit dieser Idee bereits beim Öffnen der Eingangstür in Berührung, die nicht nur sich selbst, sondern auch eine Weltkugel um die eigene Achse dreht – der Globus als globaler, ganzheitlicher Aspekt einer modellhaften Landschaftsbetrachtung.

Mit dem ersten Schritt ins Foyer steht man in einem kartografischen Ausschnitt einer großen Flusslandschaft, die im Bodenmaterial frei durch den gesamten Raum meandert. Dabei trifft das regelmäßige Fugennetz der helleren Natursteinplatten wie ein flächiges Maßsystem auf die völlig unregelmäßige Spur des dunkleren Materials, das einen bestimmten Abschnitt des weit verzweigten Amazonas in vereinfachter Form zitiert. Im Zentrum dieser stilisierten Flussläufe steht asymmetrisch ver-schoben ein Fremdkörper – ein Kubus. Auf seinen Seitenflächen sind bewegte Bilder zu sehen, die zur näheren Betrachtung einladen. Leise kann man räumliche Atmosphären hören, die von diesem Fremdkörper ausgehen. Schnell hat der geübte Blick des Betrachters vier Monitore und einen Trackball entdeckt – das Objekt mit bewusst formalem Bezug zum Namen des Hauses wird der Videobrunnen genannt. Statt formulierter Aussagen gibt der Videobrunnen assoziativ Fragen auf, die zum Dialog über »Landschaft als universelle Metapher« anregen.

Noch in der Probephase befindet sich das KUBUS-Schülerlabor, in dem Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II ab Mai die Möglichkeit haben in die Umweltforschung ganz praxisnah hinein zu schnuppern und gemeinsam mit Wissenschaftlern zu experimentieren (Eröffnung am 22. April 2004).

Mit variablen Seminarräumen, einem PC-Kabinett und einem Demolabor ist der KUBUS auf Schulungen und Weiterbildungen der verschiedensten Art ausgerichtet. Das UFZ und andere werden diese Möglichkeiten nutzen, um Wissen an die Fachwelt, an Praxispartner und auch an die interessierte Öffentlichkeit weiterzugeben.

Platz bietet der KUBUS ebenso für einige externe Mieter (Haus der Umwelt e.V. und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU) mit Stammsitz in Dresden oder OLANIS Expertensysteme GmbH, eine Ausgründung des UFZ), für die sich nun auch räumlich die besten Voraussetzungen für die enge fachliche Kooperation mit dem UFZ ergeben.